Diesen Sommer verwenden zahlreiche Studierende der Astrophysik am Institut für Physik der Universität Graz nicht nur zur Erholung, sondern nutzen diesen bereits tatkräftig, um erste internationale Erfahrungen in der Welt der Wissenschaft zu sammeln.
Internationale Formate wie Sommerschulen und Konferenzen sind wichtige Elemente in der Ausbildung junger Forscher*innen. Sie ermöglichen die individuelle Weiterbildung auf Spezialaspekten der Forschungsarbeit, auf die in den fachspezifischen Lehrveranstaltungen aufgrund der Breite wenig eingegangen werden kann. Und nicht zuletzt darf man den Abenteuerfaktor nicht vernachlässigen, erstmalig das eigene Wissen international auszutauschen und sich mit anderen Studierenden weltweit zu vernetzen.
Heuer nehmen Studierende an Sommerschulen in den USA, Spanien und Bulgarien teil. Die Themen sind dabei so unterschiedlich wie die astrophysikalischen Interessen der Studierenden.
So wird Vartika Pandemy, Doktorandin im Fachbereich Astrophysik, diesen Sommer eine internationale Sommerschule zu Themen der Raumfahrt und ihrer Anwendungen in Bulgarien besuchen, bei der auch Manuela Temmer eine der Vortragenden ist. In ihrer Doktorarbeit beschäftigt sie sich mit der Heizung der Sonnenkorona in magneto-hydrodynamischen Computermodellen.
Florian Koller, ebenfalls Doktorand, besucht eine Sommerschule in Boulder, Colorado, um so mehr über Sonnen- und Heliosphärenphysik und solar-terrestrische Zusammenhänge zu erfahren. Die neu gewonnenen Erkenntnisse bieten für seine zukünftigen Arbeiten zu magnetosphärischen Auswirkungen von Sonnenstürmen eine gute Vertiefung.
Lea Schimak hat sich im Rahmen ihrer Masterarbeit bereits umfangreiche Kenntnisse über die Modellierung des Aufbaus und der Entwicklung von Sternen erarbeitet und wird diese in einer Sommerschule in Santa Barbara, Kalifornien verfeinern.
Lukas Steinwender arbeitet in seiner Bachelorarbeit über Doppelsternsysteme und hat sich ebenfalls weite Kenntnisse über die Interpretation der von Weltraumteleskopen wie NASA TESS oder den österreichischen BRITE Satelliten stammenden Messdaten, erarbeitet. Diesen Sommer besucht er eine Sommerschule in Philadelphia, Pennsylvania, um den letzten Stand der Modellierung sowie dem dazugehörigen Maschine-Learning kennenzulernen.
An den heurigen Formaten zeigen sich sehr deutlich die Vor- als auch Nachteile der neuen Normalität in der Pandemie. All diese Programme werden virtuell abgehalten - und eine Woche vor dem Computer zu sitzen, ist sicher nicht so spannend, wie eine Woche in Kalifornien – dafür bieten sie den Studierenden die Möglichkeit einer Teilnahme ohne die sonst damit verbundenen hohen Reisekosten. Die Studierenden nutzen diesen Umstand sehr gekonnt. Aber auch wenn wir wieder reisen werden dürfen, werden die Studierenden nicht auf internationale Gelegenheiten zum wissenschaftlichen Austausch verzichten müssen – Dank der finanziellen Unterstützungstöpfe, wie dem Dr. Jörg-Heinrich Stipendium an der Fakultät für Naturwissenschaften der Universität Graz.
Jedoch nicht alle internationalen Abenteuer werden heuer nur virtuell bestritten. Für Paul Geyer, einen frisch gebackenen Master of Science, geht es mit dem Flieger ab in den Süden. Er konnte sich in einer internationalen Ausschreibung des Instituto de Astrofísica de Canarias gegen etwa 50 Bewerber*innen durchsetzen und hat einen von sechs prestigeträchtigen und mehrmonatigen Forschungsstipendien für seine Arbeit vor Ort auf Teneriffa erhalten. Im Rahmen dieses Internships auf einer der größten Sternwarten der Welt wird er über den Einfluss der Sonnenaktivität auf die natürliche Himmelshelligkeit forschen.
Zusätzlich nehmen zahlreiche Studierende aus BSc, MSc und PhD sowie Forschende an der jährlichen Konferenz der Mission des NASA Weltraumteleskops TESS in Boston, MA ,virtuell teil. Thema der Konferenz ist die Erforschung von Sternen und Exoplaneten. Für viele Studierende ist dies der erste Konferenzbesuch in ihrer wissenschaftlichen Karriere. Daher wird sich die Gruppe um Paul Beck auch lokal in Graz vernetzen und intensiv über die präsentierten Forschungsinhalte und Konferenzkultur diskutieren.
Umgekehrt ist auch das Institut für Physik heuer im August virtuell Gastgeber für 60 internationale Studierende, die Teilnehmer an der Sommerschule zum Thema hochauflösender, experimenteller Sonnenphysik sind, welche von Arnold Hanslmeier in Graz organisiert wird.