Seit den 1970ern nähme die Klimaerwärmung so richtig Fahrt auf, die durch den Menschen angetrieben werde, erklärt Ulrich Foelsche, Institutsleiter des Instituts für Physik an der Uni Graz. Zuvor stagnierte die Erwärmung der Atmosphäre durch die starke Luftverschmutzung – die konzentrierten Schwefel-Aerosole wirkten wie eine Art Schutzschirm vor der Sonneneinstrahlung. „Insbesondere der deutliche Anstieg um zwei Grad seit ungefähr 1980 sticht ins Auge. Noch eindrucksvoller ist der Anstieg bei den Sommertemperaturen – da sind es überhaupt drei Grad!“, fasst Foelsche zusammen. Gerade die heißesten Jahresdurchschnittstemperaturen häufen sich in den letzten Jahren. Selbst wenn ein Jahr vergleichsweise kühler ist, hat es üblicherweise mehr Hitzetage als früher – die Temperaturextreme häufen sich, führt der Physiker weiter aus. Dadurch, dass der Mensch so einen starken Einfluss auf die Erde hat, spricht die Wissenschaft heute auch oft von der geochronologischen Epoche des Anthropozäns (von altgriechisch ánthropos "Mensch).
Geo-Engineering als Lösung?
Die längeren und extremeren Kälteperioden führt der Physiker auf globale Phänomene zurück. Zum Beispiel brach 1815 der indonesische Tambora-Vulkan als größte in geschichtlicher Zeit beobachtete Eruption aus. Die Aschewolke sei durch Höhenwinde in der Stratosphäre über die ganze Welt verteilt worden, erklärt Foelsche: „Schwefelsäure-Töpfchen bildeten in diesem Fall einen Sonnenschirm, der im „Jahr ohne Sommer“, 1816 zu Ernteausfällen und Hungersnöten auf der ganzen Welt führte.“ Im Geo-Engineering wird versucht, solche historischen Effekte zu replizieren und das Klimasystem dadurch bewusst zu verändern. Kann das ein Ausweg aus der Klimakrise sein? Der Physiker zeigt sich hier sehr skeptisch: „Es gibt diesbezüglich Ideen, aber die praktische Umsetzung von Geo-Engineering – insbesondere beim „Solar Radiation Management“ gestaltet sich schwierig, da solche Techniken verheerende und unabsehbare Nebenwirkungen auf das globale Wetter haben können. Herkömmliche Methoden wie CO2-Reduktion durch Baumpflanzungen ist hier auf jeden Fall sicherer.“
Alle können mitmachen
Unter dem Motto #ShowYourStripes können alle bei der Initiative der University of Reading teilnehmen und sich auf der Website die Warming Stripes des eigenen Landes und Ortes anzeigen lassen, solange sie in den Daten enthalten sind. Obwohl die Warming Stripes eine gute Visualisierung sind, um die Klimaerwärmung zu verdeutlichen, hat die Darstellung auch ihre Schwächen: "Man kann zwar den Verlauf gut erkennen, aber die Temperatur der Einzeljahre kommt nicht gut heraus, ich würde eine Grafik, in der diese inkludiert ist, bevorzugen", resümiert der Wissenschaftler (siehe unten).
Zurück nach Graz: Die Daten, auf denen die Klimastreifen der Uni Graz basieren, kommen zwar von der Wetterstation der Uni Graz, können aber auf ein größeres Gebiet, zum Beispiel Österreich, umgelegt werden. Die globalen Warming Stripes sehen ähnlich aus, aber es gibt weniger Ausschläge einzelner Jahre, wie man im Bild unter sieht, es ist eher ein kontinuierlicher Verlauf von blau zu rot.