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Freitag, 15.12.2017

Erzählte Lebensgeschichten, geleitetes Licht

Die PreisträgerInnen Heidrun Zettelbauer, Rektorin Christa Neuper und Ulrich Hohenester. Foto: Foto Fischer. ©Foto Fischer

Die PreisträgerInnen Heidrun Zettelbauer, Rektorin Christa Neuper und Ulrich Hohenester. Foto: Foto Fischer.

Forschungspreise des Landes Steiermark gehen an Historikerin und Physiker der Uni Graz

Wie erzählten und schrieben Frauen in deutschnationalen und nationalsozialistischen Kontexten ihre Biographien, um ihre individuellen Lebensgeschichten an die bestehenden politischen Vorgaben anzupassen? Wie kann man Licht im Nanometerbereich fokussieren und Wärmetransport und Schallausbreitung direkt beobachten?

Die Antworten auf diese Fragen geben die Historikerin Ass.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Heidrun Zettelbauer vom Institut für Geschichte der Uni Graz in ihrer Habilitationsschrift und der Physiker Ao.Univ.-Prof. Dr. Ulrich Hohenester vom Institut für Physik im renommierten Fachmagazin „Nature“. Für ihre Forschungsarbeiten wurden die beiden WissenschafterInnen heute, am 15. Dezember 2017, mit den höchsten Forschungspreisen des Landes Steiermark ausgezeichnet – alle sind mit jeweils 12 000 Euro dotiert. Heidrun Zettelbauer erhielt den Erzherzog-Johann-Forschungspreis, Ulrich Hohenester den Forschungspreis. Der Förderungspreis für Wissenschaft und Forschung ging an Assoc.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Aistleitner vom Institut für Analysis und Zahlentheorie der TU Graz. Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl überreichte die Auszeichnungen im Weißen Saal der Grazer Burg.

Rektorin Christa Neuper gratuliert den beiden PreisträgerInnen der Uni Graz: „Die ausgezeichneten Arbeiten verdeutlichen, mit welch enormer inhaltlicher Breite exzellente Forschung an der Karl-Franzens-Universität betrieben wird. Beide Themengebiete weisen einen starken Zukunftsbezug auf: Verstehen wir historische Ungleichgewichte besser, bieten sich künftig Möglichkeiten zur Veränderung. Können wir hinter das noch nicht gänzlich bekannte Regelwerk physikalischer Vorgänge blicken, erweitern wir damit die Perspektiven, effizientere und nachhaltigere Technologien zu entwickeln.“

Die beiden ForscherInnen im Video-Kurzportrait:

Heidrun Zettelbauer
Ulrich Hohenester

Heidrun Zettelbauer beschäftigt sich aus der Perspektive der Frauen- und Geschlechtergeschichte mit Fragen einer geschlechtersensiblen Nationalismusforschung und dem Prozess der politischen Sozialisation von Frauen in der Moderne. In ihrer Habilitationsschrift legte Zettelbauer den Fokus auf die widersprüchliche politische Vergesellschaftung von Akteurinnen in deutschnational-völkischen und nationalsozialistischen Milieus. Lebensgeschichtliche Dokumente und Selbstzeugnisse dieser Frauen, autobiographische Texte, Tagebücher oder Korrespondenzen untersuchte sie hinsichtlich der Frage, wie sich völkische Akteurinnen mit ihren individuellen Lebensgeschichten in die imaginierte nationale Gemeinschaft eingeschrieben und wie diese Protagonistinnen mit ihren Lebensgeschichten politische Identifikationsangebote für andere Frauen schufen. „Aufbauend auf diesen Ergebnissen können wir etwa weiter erforschen, wie Frauen das kollektive Gedächtnis rechter Gruppierungen geprägt haben. All dies erlaubt Erkenntnisse über die grundlegende Bedeutung von Geschlecht im Prozess der politischen Sozialisation in der Moderne“, schildert Zettelbauer.

Ulrich Hohenester befasst sich als theoretischer Physiker mit der Frage, wie man Licht im Nanometerbereich fokussieren kann. Auf rein optischem Weg ist es nicht möglich, Dinge zu untersuchen, die kleiner als Lichtwellenlängen sind. Deshalb nehmen metallische Nanopartikel die Rolle eines Vermittlers ein: „Innerhalb dieser Partikel bewegen sich Elektronen, die auf Lichtfelder reagieren. Unter bestimmten Voraussetzungen bewegen sie sich im Gleichtakt und bei immer stärker werdender Schwingung.“ Dieser Effekt – man nennt ihn Resonanz – kam auch in seiner prämierten Arbeit zum Tragen. Allerdings brachten Hohenester und sein Team nicht Elektronen, sondern Ionen eines Kristallgitters zum Schwingen. „Neu an unserem Zugang ist, dass wir ein Elektronenmikroskop benutzen, um Lichtfelder im Infrarotbereich mit atomarer Auflösung zu beobachten. So können wir erstmals Wärmetransport und Schallausbreitung in Nanostrukturen direkt untersuchen“, erklärt der Physiker. Diese Methode birgt großes Potenzial für die gezielte Steuerung von Wärme und Schall auf der Nanometerskala, beispielsweise für effizientere Energiegewinnung aus Abwärme oder für neuartige Sensoren zur Messung von Schadstoffen.

Erstellt von Gerhild Leljak

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