Seit 28. Mai 1944 werden am Observatorium Kanzelhöhe für Sonnen- und Umweltforschung Sonnenfleckenzeichnungen kontinuierlich angefertigt. Bei diesen Zeichnungen handelt es sich um Darstellungen der Sonnenphotosphäre, der sogenannten Sonnenoberfläche, auf der sich die Sonnenflecken zeigen. Diese Sonnenflecken sind Orte mit sehr hoher Magnetfeldstärke und Zentren der Sonnenaktivität. Je höher die Anzahl der Sonnenflecken und je komplexer ihre Struktur ist, desto wahrscheinlicher kommt es zu Strahlungsausbrüchen (flares) und koronalen Massenauswürfen (CMEs), die, wenn sie die Erde treffen, bspw. zu Funkausfällen, Satellitenstörungen oder Störungen im Stromnetz führen können. Als schönen Nebeneffekt kann man auch Polarlichter beobachten. Diese Sonnenflecken treten in einem mehr oder weniger regelmäßigen Zyklus von ca. 11 Jahren gehäuft auf. Derzeit befinden wir uns in der Anfangsphase des 25. Zyklus.
Das Observatorium Kanzelhöhe wurde 1941/42 auf der Gerlitzen (Kärnten) errichtet, weil man schon in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts diesen Ort als besonders sonnenreich vermessen hatte. Zu Beginn, in den 40er und 50er Jahren, waren 300 Beobachtungstage keine Seltenheit, dann ging jedoch diese Zahl auf etwa 275 zurück und erst im neuen Jahrtausend gab es wieder mehr mögliche Beobachtungstage. Seit 2000 werden, etwa jedes zweite Jahr, 300 und mehr Zeichnungen von der Sonnenoberfläche angefertigt, im Jahr 2021 waren dies sogar 325! Das heißt, dass etwa an 9 von 10 Tagen die Sonne zumindest für den Zeitraum der Anfertigung der Sonnenfleckenzeichnung beobachtet werden konnte.
Das Bild zeigt die Sonnenfleckenzeichnung vom 31. Dezember 2021 mit der laufenden Nummer 325: Es gab an diesem Tag fünf Fleckengruppen mit insgesamt 19 Einzelflecken, die Relativzahl von 59, korrigiert auf die Teleskopgröße und die Sichtbedingungen, ist typisch für den Beginn eines neuen Sonnenfleckenzyklus.
